In diesem Beitrag soll dargestellt werden, was die Mediation von der juristischen Methode der Konfliktlösung unterscheidet.
1. Überblick – Unterschied juristische Methode zur Mediation
Die übliche juristische Vorgehensweise bei Konflikten ist vor allem durch die Delegation der Lösung des Problems an eine externe Instanz und die an ihr beteiligten Berufsgruppen, insbesondere Rechtsanwälte und Richter gekennzeichnet. Bei der Mediation bleiben die Beteiligten unter Vermittlung des Mediators am Verfahren aktiv beteiligt. Sie behalten so die Lösung des Falles selbst in der Hand.
2. Nachteile der juristischen Methode
Bei der juristischen Form der Konfliktlösung wird ausschließlich auf die Gesetzgebung und die Rechtsprechung durch das Gericht abgestellt. Bei der Mediation dagegen erarbeiten die Beteiligten eine eigene Lösung. Bei der rein juristischen Vorgehensweise der Auseinandersetzung wird der von den Beteiligten als problematisch geschilderte Sachverhalt betrachtet, ohne die für die Beteiligten wesentlichen, hinter dem Konflikt stehenden, Interessen wahrzunehmen oder für relevant zu erachten. Der das Verfahren für eine Partei vorbereitende Anwalt schildert den Sachverhalt nur aus Sicht seiner Partei dem Gericht und bemüht sich dabei durch technische Formulierungen, das Gericht für die Sicht des eigenen Mandanten einzunehmen.
Ziel ist regelmäßig die Unterwerfung der Gegenpartei. Die Sicht des Gerichtes ist dabei an Gesetz und Rechtsprechung orientiert, so dass für die Beteiligten wichtige Aspekte, wie beispielsweise die persönlichen oder weiteren Beziehungen, keine Rolle spielen. Da der Mensch nur ein gewisses Maß an Komplexität verarbeiten kann, wird der Sachverhalt im Rahmen des juristischen Verfahrens reduziert, um ihn anschließend bearbeiten zu können. Die Problemlösung findet dann im Rahmen des durch die Prozessordnung vorgegebenen Verfahrens statt, welches regelmäßig die Sichtweise der Beteiligten dem Gericht durch Schriftsätze der Anwälte darstellen lässt. Während schon die Anwälte die Sachverhalte unter dem Aspekt der für ihren Mandanten günstigen Darstellung, auf das juristisch Wesentliche reduzieren, hat das Gericht nun die Aufgabe, eine Lösung in einer Situation zu finden, die typischerweise intransparent und eigendynamisch ist. Das juristische Verfahren, welches möglicherweise mehrere Instanzen durchläuft, endet klassisch mit einem rechtskräftigen Beschluss des Gerichtes. Dieser ist dann, zumindest nach der letzten Instanz, auch vollstreckbar. Der Konflikt gilt als beendet, was sich in der Realität häufig als falsch erweist, da die wirklichen Interessen der Parteien, die hinter deren Ansprüchen stehen, nicht berücksichtigt wurden.
3. Einigung im juristischen Verfahren auch möglich
Ein juristisches Verfahren kann alternativ auch durch einen Vergleich enden. Doch dieser Vergleich hat häufig nicht die Qualität eines im Rahmen der Mediation erzielten Konsenses. Denn der Vergleich im gerichtlichen Verfahren wird regelmäßig gefunden, weil die Parteien ihre Ansprüche zurückstecken, da sie wissen, dass die rechtliche Durchsetzung mit Risiken verbunden ist. Die Interessen, die hinter den Ansprüchen stehen, werden meistens nicht ermittelt und fließen häufig gar nicht in die Vergleichsverhandlung ein. Ein Konsens in Form des Vergleiches wird hier anders als bei der Mediation durch die Mitwirkung des Gerichtes hergestellt. Dies führt dazu, dass das Gericht für den Fall der Nichteinigung der Parteien die Entscheidungsmacht behält und so regelmäßig Vergleiche der Parteien unter Druck entstehen. Denn das Gericht weist auf die Nachteile bei Nichteinigung hin. Die an der Zukunft orientierten Interessen und Lösungsoptionen in ihrer Vielzahl werden, anders als bei der Mediation, regelmäßig nicht in sämtlichen Varianten bedacht und berücksichtigt.
4. Vorteile der Mediation
Die Mediation ist ein Verfahren, welches sich um einen Ausgleich der Interessen der Beteiligten bemüht. Die Teilnahme der Parteien hieran ist freiwillig. Die Mediation geht davon aus, dass nicht die Unterwerfung der anderen Partei das Ziel ist, sondern dass Konflikte grundsätzlich nur dann gelöst sind, wenn ein Konsens entsteht. Die Mediation ist ein Verfahren, bei welchem der Mediator eine Struktur bietet, die aus verschiedenen Phasen besteht. Ziel der Mediation ist die Kooperation, da diese nach verschiedenen entwickelten Konfliktlösungsmodellen einzig wirklich zu einer positiven Entwicklung und Lösung des Konfliktes führt.
5. Parteien sind die Herren der Konfliktlösung
Der Mediator ist anders als der Richter, inhaltlich machtlos und stets neutral.
Grundsätzlich hat das Verfahren eine Struktur, auf deren Einhaltung der ausgebildete Mediator achtet. Anders als im juristischen Verfahren führen Abweichungen hiervon zu einem Hinweis des Mediators, aber nicht zu Sanktionen im Verfahren (bspw. Ordnungsgeld, Versäumnisurteil), wie das Gericht sie aussprechen kann.
6. Vorgehensweise des Mediators
Der Mediator überprüft in einem ersten Schritt mit den Beteiligten, ob die Mediation das geeignete Verfahren ist und die Bereitschaft der Beteiligten zur Anwendung der Grundregeln besteht. Die wesentliche Stufe im Verfahren ist die dritte Phase, die Interessenfindung. Hierbei wird häufig mit den Elementen des Harvard-Konzeptes gearbeitet, welches davon ausgeht, dass das Grundproblem vieler Konfliktsituationen darin besteht, dass die Beteiligten gegensätzliche Positionen einnehmen, ohne ihre Wünsche, Ängste und Sorgen hinter den Positionen zu beachten. Diese Wünsche, Ängste und Sorgen wiederum führen zu den Interessen, die nach der Idee des Harvard-Konzeptes das Verhalten von Menschen motivieren (hierzu: „Fisher, Ury, Patton, Das Harvard-Konzept, S. 68 f.;).
Im Mediationsverfahren ist ein wesentliches Element, dass die Parteien neben dem Erkennen des eigenen Interesses, sich auch in die Interessen der anderen Partei hineinversetzen. Der Mediator unterstützt die Beteiligten im Mediationsverfahren herauszufinden, welche Interessen sie wirklich haben. Dieses ermitteln der Interessen hat sich als Kernstück der Mediation zur Erzielung eines Konsens herauskristallisiert. Wenn die Interessen der Parteien offen herausgearbeitet wurden, wird nach Möglichkeiten gesucht, die Interessen aller Beteiligter zu befriedigen. Hierzu werden dann gemeinsam Lösungsoptionen entwickelt.